Dienstag, Juli 19, 2011

Wellen

Der ernüchternde Blick in einen Dienstplan. Tag auf Tag reiht sich aneinander. 17. Juli, 18. Juli, 19. Juli, 20. Juli, und sofort. Die Zahlen ändern sich. Dann die Monatsnamen. Jänner, Februar, März, April, Mai, Juni und so weiter. Dann die Jahreszahlen. Dann einmal die Dienste. Frühschicht. Spätschicht. Mal Wochenende. Mal ganz spät. Völlig anonym und gleichgültig ist das in den Dienstplan eingetragen. Ganz links die Namen meiner Kollegen. Mein eigene Name darunter. Mittlerweile schon viel länger als gedacht. Wie Welle über Welle am Meeresufer an den Strand spült, ewig, ohne Ende. Man kann dagegen nicht ankämpfen. Eine endlose Reihe an Tagen formiert sich zu einer erbarmungslosen Reihe an erbarmungsloser Zeit. Künftiger Zeit. Lebenshorizont. Dazwischen versucht man, sich Zeiträume zu errettten, die Wert haben. Zeit für Hobbies, Freunde, für sich, die Familie. Dann wieder die endlos langen Abschnitte an völlig sinnlosem Dasein. Funktionieren. Geld verdienen. Dann Urlaub. Dann wieder der Gehorsam gegenüber den ernüchterndem Fakten auf den Dienstplan. Ein paar Pläne gibt es. Und außerdem war man doch der Überzeugung, dass man etwas Besonderes ist. Dass es ein Ziel gibt. Ein Schicksal, dass es gut mit einem meint. Eine Tür, die aufgeht. Und dahinter...ja was eigentlich?

Donnerstag, Juli 14, 2011

Früchte

Die gleißende Sonne strahlt auf die grünen, in völliger Starre hängenden Blätter der Weinreben. Die Luft steht still. Zwei alte Männer sitzen im Schatten der Hausmauer, eine Flasche Wein vor sich am Tisch stehend. Man flüstert, oder spricht gar nicht, horcht auf die Hitze draußen und im Körper. Zeitlose Stille. Eine Katze schläft zwischen den Ästen eines Strauches. Hie und da fährt ein Auto langsam die STraße entlang, schleppt sich, scheint es, über den aufgeheizten Asphalt. Fliegen streiten sich um Fleischkrümel und knusprige Panier eines Backhuhns. Langsam reifen die Weintrauben, in ihre mattes Grün schleichen sich allmählich rote Pigmente, der saure Geschmack wird süß. Die Erde springt allählich auf, schwarze Risse ziehen sich über den braunen Boden, verdorrte Grasbüschel drängen sich aneinander. Alte Geschichten brechen hervor. Der Geruch von würziger Erde, liegt in der Luft. Langsam zieht der Rauch einer Zigarette seine Formen unter der Laube. Ein Sonnenstrahl gelangt durch die Blätter, hell erstrahlt der Tisch, der Schatten der Blätter ruht bewegungslos auf dem grünen Lack. Hände von Liebenden finden zueinander. Wie Wellen von Hitze aufeinanderprallen finden sich ihre Lippen. Weich die Haut. Ein weißes Sakko liegt achtlos abgelegt im Gras. Die Sonne spiegelt sich im Wein. GEspräche, die zergehen, wie Wachs in der Hitze. Blicke finden einander. Unter der Sonne reifen die Früchte aller Träume.