Freitag, Dezember 02, 2011

Gitter

Im Moment ist es ruhig. Lediglich zwei Arbeitskollegen sitzen in der anderen Ecke des Raumes und beratschlagen, welche Geschichten in die heutige Sendung kommen sollen. Der Chefredakteur tippt hektisch in seinen Laptop, zwischendurch flüstert er Liebessprüche in sein Handy. Ich starre auf den Computer, lausche den Geräuschen des Druckers draußen auf dem Flur, den Piep-Geräuschen des Scanners, dem Lachen von Arbeitskollegen. Nichts geschieht vorerst. Zeitweise fließen die einzelnen Teile der Welt ineinander. Zeitweise zerfließen die einzelnen Teile meiner Welt. Sie Bilden einen See. Durch die spiegelglatte Oberfläche des Wassers ranken sich die Knospen einer grünen Pflanze in die Höhe. Der Himmel ist blau. Zeitweise erfüllen die einzelnen Teile meine Träume. Zeitweise zerfallen die einzelnen Teile in meine Träume.

Donnerstag, September 22, 2011

jetten

Jetten nach Paris, nach Brüssel, nach London, New York, Rom, Mailand
Kaufen, Kaufen, Kaufen
Essen, Essen, Essen

Fotos machen
für Facebook

reden, reden, reden
ohne etwas zu sagen

Jetten.

Die Welt anschauen -
ohne wirklich hinzusehen.
Was es alles zu sehen gibt.
zu befliegen.

Überall wie ein Fremder bleiben.
Sich ablenken.
Lassen.

Trotten in der langen Reihe
an Einkaufslemmingen
gleichgeschaltet kosmopolit

Wie es vorgelebt wurde und wird
von den vielen Jettern
und ihren Erzählungen.

Donnerstag, September 08, 2011

Sitzen, warten. Die Müdigkeit des letzten Abends sitzt mir in den Gliedern. Die Augen sind schwer. Die Sinne nehmen das Geschehen gedämpft wahr, inneres Sehnen nach einer Sonnenliege im Garten, über mir die grünen Blätter des Nussbaumes. Die tausenden Schattierungen der Farbe Grün. Die knorrigen Äste, verschlungen in ihren Bahnen, gewachsen, wie die Sonne und der Wind es zugelassen haben. Vogelzwitschern. Der Kater schläft im Schatten einer Holzbank. Aus den Sträuchern dringt das Tappsen und Krabbeln tausender Käfer, Ameisen, Hummeln, Bienen, Wespen. Die Spinnen schlafen. Ein Dornfinger schreckt hoch, als eine Schaufel in der Erde gräbt. Regenwürmer schrauben sich eilig zurück in die feuchte Erde. Herzklopfen. Die tausend Früchte. Gelbe, blaue, rote. Im Nichtstun entsteht die Lust, Vorstellungen, Bilder, wie ein scharfer Strahl inmitten meines Körpers. Der Zwang der Lust. Wie eine kalte Hand drängt sie einen durch die Straßen. Schubst mich vor sich her. Manchmal bin ich entsetzt, über das Tier, das in einem schlummert. Welche Träume träumen andere? Soviele Blicke und Menschen und Möglichkeiten. Vermeintliche Erlebnisräume, dunkel und verkommen. Hell und duftend. Ein schmaler Grat zwischen zwei Seiten. Ein dünnes Seil über einem tiefen Abgrund. Jetzt bin ich hier. Über keinem Abgrund. Lausche Gesprächen über das reale Geschehen, das jetzt geschieht. Handlungen, Taten, Vergehen. Ich wundere mich immer wieder über die totale Anteilnahme am Hier und Jetzt.

Dienstag, Juli 19, 2011

Wellen

Der ernüchternde Blick in einen Dienstplan. Tag auf Tag reiht sich aneinander. 17. Juli, 18. Juli, 19. Juli, 20. Juli, und sofort. Die Zahlen ändern sich. Dann die Monatsnamen. Jänner, Februar, März, April, Mai, Juni und so weiter. Dann die Jahreszahlen. Dann einmal die Dienste. Frühschicht. Spätschicht. Mal Wochenende. Mal ganz spät. Völlig anonym und gleichgültig ist das in den Dienstplan eingetragen. Ganz links die Namen meiner Kollegen. Mein eigene Name darunter. Mittlerweile schon viel länger als gedacht. Wie Welle über Welle am Meeresufer an den Strand spült, ewig, ohne Ende. Man kann dagegen nicht ankämpfen. Eine endlose Reihe an Tagen formiert sich zu einer erbarmungslosen Reihe an erbarmungsloser Zeit. Künftiger Zeit. Lebenshorizont. Dazwischen versucht man, sich Zeiträume zu errettten, die Wert haben. Zeit für Hobbies, Freunde, für sich, die Familie. Dann wieder die endlos langen Abschnitte an völlig sinnlosem Dasein. Funktionieren. Geld verdienen. Dann Urlaub. Dann wieder der Gehorsam gegenüber den ernüchterndem Fakten auf den Dienstplan. Ein paar Pläne gibt es. Und außerdem war man doch der Überzeugung, dass man etwas Besonderes ist. Dass es ein Ziel gibt. Ein Schicksal, dass es gut mit einem meint. Eine Tür, die aufgeht. Und dahinter...ja was eigentlich?

Donnerstag, Juli 14, 2011

Früchte

Die gleißende Sonne strahlt auf die grünen, in völliger Starre hängenden Blätter der Weinreben. Die Luft steht still. Zwei alte Männer sitzen im Schatten der Hausmauer, eine Flasche Wein vor sich am Tisch stehend. Man flüstert, oder spricht gar nicht, horcht auf die Hitze draußen und im Körper. Zeitlose Stille. Eine Katze schläft zwischen den Ästen eines Strauches. Hie und da fährt ein Auto langsam die STraße entlang, schleppt sich, scheint es, über den aufgeheizten Asphalt. Fliegen streiten sich um Fleischkrümel und knusprige Panier eines Backhuhns. Langsam reifen die Weintrauben, in ihre mattes Grün schleichen sich allmählich rote Pigmente, der saure Geschmack wird süß. Die Erde springt allählich auf, schwarze Risse ziehen sich über den braunen Boden, verdorrte Grasbüschel drängen sich aneinander. Alte Geschichten brechen hervor. Der Geruch von würziger Erde, liegt in der Luft. Langsam zieht der Rauch einer Zigarette seine Formen unter der Laube. Ein Sonnenstrahl gelangt durch die Blätter, hell erstrahlt der Tisch, der Schatten der Blätter ruht bewegungslos auf dem grünen Lack. Hände von Liebenden finden zueinander. Wie Wellen von Hitze aufeinanderprallen finden sich ihre Lippen. Weich die Haut. Ein weißes Sakko liegt achtlos abgelegt im Gras. Die Sonne spiegelt sich im Wein. GEspräche, die zergehen, wie Wachs in der Hitze. Blicke finden einander. Unter der Sonne reifen die Früchte aller Träume.

Dienstag, Juni 14, 2011

ZeitRaum

Von draußen plätschern die Geräusche der Straße durch das Fenster herein. Geschäftigkeit, Menschen, Autos, lauter, leiser. Die eine oder andere Unterhaltung zwischen den Menschen, der Geruch eines Brathuhns, das Klappern von Besteck schmückt die Kulisse an Geräuschen.
Weiter weg ruft eine verschlossene Tür - dahinter ein Stiegenhaus, der Geruch von intensiven, süßlichen Parfum, der unauffällig beleuchtete Schriftzug eines Raumes. Mehrerer Räume. Es ist kühl dort. Ein Gegensatz zur Aspahlt-Hitze draußen. Wie eine Welle an Kraft schleichen dort die Gestalten der Schattenseite herum. Dahinter das Lachen ungezwungenen Amusements. Ein Fruchtbaum.
Die Telefone schweigen. Zeit vergeht. Sie erfüllt ihren Zweck in gewisser Weise - aber zu welchem Ziel führt die Zeit? Irgendwie wurde ich hierher gesetzt um oberflächliche Kontemplationen über mich ergehen zu lassen.
Freuden und Hoffnungen sind verhallt - echolos und ohne Bedeutung scheinbar.
Irgendwo da oben, über mir, über dem 3. Stock, kann man die Berge in der Ferne sehen. An schönen Sommertagen sieht man sogar die Reste des Schnees auf den Gipfeln liegen. In einer anderen Welt. Meistens verzerrt der Dunst die scharfen Konturen der Felsen. Aber man kann trotzdem auch die hügelige Landschaft sehen, die Wälder, die sich langsam hintereinander aufreihen, wie eine erstarrte Wellenlandschaft, bloß in anderen Farben. Die Luft dort ist scharf und frisch. Eine eigentümliche Stille erfüllt die Welt da oben. Bloß der Wind streicht durch die Almgräser. Geräuschlos ziehen Flugzeuge ihre Bahnen über den Himmel und man hört bestenfalls das Knirschen der eigenen Schritte am steinigen Boden.
Lautes Rauschen und menschliche Gezwungenheiten, ein gelegentliches Lächeln enthüllt die geheimen Drähte zwischen den Menschen, wenn ich beim Fenster hinausblicke. Überall Wartende, die zwischen den Zeiten des Wartens handeln und von Leidenschaften entflammt, aufeinanderprallen, einander hinterherlaufen, voreinander davoneilen und andere Dinge begehren. Für kurze oder längere Zeit. Wie die stärksten Auspegelungen auf einem Seismographen hinterlässt man auch so geräuschlose Spuren im feinen Geflecht des Seins, die von Moment zu Moment davongespült werden, wie die großartigsten Sandburgen an der fernen Meeresküste, von der man hier bestenfalls Fotos in der Auslage eines Reisebüros zu sehen bekommt.

Mittwoch, Juni 01, 2011

Ädre

Die Xtnan hatte ihre Position im Orbit über AEdre erreicht. Ein unregelmäßiges Flackern glomm aus den einzelnen Impuls-Düsen am Rumpf des Schiffes, die den Raumkreuzer in die richtige Umlaufbahn über dem Planeten brachten. Kleine Drohnen kreisten schon seit mehreren Tagen im Orbit über den Ozeanen und den rießigen Wolkenmeeren, die die Oberfläche des Planeten bedeckten. Jede nur messbare Information wurde an die zentralen Rechengehirne gesendet, verarbeitet und schließlich zu einem Gesamtbild geformt, das eine möglichst genaue Vorstellung von dem geheimnisvollen Planeten geben sollte. Die Menschen an Bord der XTnan blickten gelegentlich durch die Bullaugen auf den Planeten, versuchten aber, sich keinerlei Aufregung anmerken zu lassen. Zu groß war das Risiko, dass die Hoffnungen, die an der Expedition hingen, enttäuscht werden konnten. Träumten konnte nur allzu gefährlich werden.
Die Sonne dieses Systems glomm in einer Entfernung von 2 Lichtstunden.

Montag, Mai 30, 2011

Ädre

Was soll nun geschehen? Die Früchte des Lebens scheinen in weite Ferne gerückt zu sein. Ich habe ja auch keinen Text. Und schon gar keine Idee. Enttäuschend und enervierend die Prespektiven. Die Welt ist leider nicht voll der Besten, sondern voll der Geschickten. Überlebensprinzipien gelten beinhart, auch zu meinen Ungunsten.

oh mann.

Freitag, Mai 27, 2011

Sternentraum

Lautlos im luftleeren Raum schob sich der Xolar-3-Kreuzer "Xtnan" durch die äußersten Sphären des Alpha-Zefirot-Systems. Nur ein schwacher orange-farbener Schimmer glomm tief im Inneren der konisch geformten Triebswerksdüsen. Mit einer Geschwindigkeit von 10.000 Kilometern pro Stunde näherte sich das Schiff seinem Ziel. Am spitzzulaufenden Bug der "Xtnan" leuchteten hunderte kleiner Lichter, Sensoren, Messgeräte und hochgefahrene Impulsgeschütze. Im schwarzen Plasma-Stahl der Außenwände des Raumschiffs spiegelten sich die abermillionen Sterne des Universums und seine unergründliche Dunkelheit. Das Ziel der Reise war für die Besatzung des Schiffes noch nicht zu sehen. Erst in fünf Tagen würde das Ziel der Mission für die Menschen an Bord der Xtnan von den Morph-Glas-Fenstern aus zu sehen sein. In zehn Tagen sollten Menschen zum ersten Mal seit 1.700 Jahren wieder einen erdähnlichen Planeten betreten.
"Ädre" war sein Name. Der Name hatte eine mythische Bedeutung, seit die Menschheit infolge eines Totalkollapses die Erde verlassen musste und seither auf der Suche nach einer neuen Heimat im Weltall ist.