Montag, Dezember 14, 2009

Das schwarze Feuer

Kein Licht
und soviel Dunkelheit
in dieser hellen Nacht.

Lichterloh brennt mein
inneres Feuer und verbrennt
die Welt in eine Wüste.

Offen und ohne Tor
die Löcher ohne Boden
heraus springt
das Schwarze immerzu und immerzu.

So weit weg und nicht von mir
die Stimmen und das Lachen
wie helles Plätschern einer
fremden Welt.

Innehalten -
Stillstand.
Schweigen.
Im Auge des Orkans.

Alles steht. Wartet. Tost.
Bricht hervor und reißt
die Mauern ein.

Es brennt das schwarze Feuer
in der langen Nacht,
der längsten Nacht.

Was kann nur das Erwachen sein?
Ein Traum oder bloß die Welt,
die einst ein einziges Feuer bleiben wird.
Erst wenn die Flammen den letzten Rest
des Nichts verschlungen haben -
alles nur noch Feuer ist.

Schwarzes Feuer. Oder Feuer in dem
kein Schwarz mehr Platz hat.
Der Mensch hält sich fest -
an sich selbst. Ich klammere mich an mir fest.

Kleines wehrloses Boot.
Herumgeschleudert im Wirbel
der Urgewalt,
erbarmungslos die Natur,
der Mensch bloß Teil davon.
Wie schäumende Gischt,
sich auflösende kleine Tropfen
derer Milliarden sind
ganz ohne eigene Kraft.

Alles bloß die eine Energie
die eine Kraft
die immer da ist
immer tobt, wütet,
wirkt,

jede Form formt, die auf ihr sitzt.
Und alles hinwegreißt,
dass sich über ihren Willen hinwegsetzen will.

Das schwarze Feuer tobt und drängt.
In dieser langen lichtlosen Nacht.

Mittwoch, Oktober 28, 2009

Suchen

Ich sitze da und erinnere mich an die Vergangenheit. An so ein bestimmtes Gefühl, das stets entwischt. Ich eile ihm nach, aber kriege es nicht zu fassen. Spüre bloß seine Abwesenheit, die Lücke, den leeren Raum, da wo es doch früher war. Es war doch früher da? Aber wann? Und warum entwischt es immer wieder aufs Neue. Muss es Suche bleiben? Sehnsucht. Bloß der Mangel, der schon immer da war? Aber ich kann es schmecken, irgendwie riechen, irgendwie hören. Irgendwann gab es da etwas, etwas das sich verflüchtigt hat. Etwas, das in der Vergangenheit zu liegen scheint, aber in der Zukunft zu finden ist – denn gerade eben noch war es ja auch nicht mehr da. Und davor und davor und davor war es wohl immer schon dasselbe.

Donnerstag, Oktober 08, 2009

Der Herbst senkt sich über
die Erde. Das Laub. Die Luft.
Ein kalter Stich in jedem Atemzug.
Trotz der sommerlichen Wärme.

Infernale Musik, Tsunami der Klänge
wirbelt wie bunte Blätter bloß
morsch und welk und voller Pilze
über den trüben Bergrücken.

Zwischen Moos und Beerengestrüpp
tummeln sich frech die roten Hüte
saftiger Fliegenschwämme im Kreis
unter einem Christuskreuz.

Diese Welt schlummert und lebt
immerzu vor sich hin,
auch wenn die geschäftige Welt
viel lauter lärmt, viel panischer
"Ich lebe!" schreit -
lebendiger wird sie niemals sein.

Freitag, Oktober 02, 2009

Zeit

Ohrenbetäubend schlagen die Wellen
gegen die schroffe Felsenküste
in meinen Träumen
riecht es nach dem Salz tosender Meere.

Die Bilder entweichen schnell und schneller
im Dunstschleier der sich um den
Horizont legt als wäre dort die
Scham der Welt verborgen.
Ihre sich kräuselnden Haare.

Das feine Netz aus
weißer Gischt und grünblau
und schwarz. Rätselhaft.

Geräusche von Mord.
Gewalt.
Vertraute Gesichter der Kindheit
die nun mit gezückten Messern
und erhobenen Fäusten
nach meinem Leben trachten.

Und wenn du nicht achtgibst,
zerfetzt die schwarze Hand
das Plastikglas, durchbohrt das
virtuelle Nichts zwischen dir
und mir und diesem Jetzt

und rennt in einer fremden Welt weiter
ohne je zurückzukehren.

Donnerstag, September 10, 2009

Momentaufnahme

Ein Wasserfall tröpfelt von den scharfen Felskanten herab. Der rohe Dauerfluss von purer Energie, festgehalten im Wasser, umgeformte Partikel, Moleküle und Atome nach einer unglaublichen Weltreise formen das Gebirge wie plastilin, ein unglaublich langsames Plastilinspiel, totes Plastilin, dazwischen funken die Gesichter von Menschen mit kleinen Eiern, die sich aufgebläht haben zu rießigen Luftballons – nichts dahinter aber. Bloß heiße Luft. Oder kalte. Der Trott als das beginnende Ende jeder Bewegung oder bloß der Dauermodus ohne Höhen und Tiefen. Gelangweilte Fassaden beschatten die aufgeregte Straße. Menschen angelehnt an Bücherportale rutschen über den Text. Autos schleichen planlos am Asphalt in die dunklen Ecken der Nacht. Überall der Geruch von Nichts und Wiedernichts. Bloße Wiederholung. Öde Wiederholung und stundenlanges Aufundabschauen. Der Blick vom Bett auf die Geräusche eines abgebrochenen Hauses. Der Kran schwenkt durch das Zimmer und reißt die Mauer mit sich. Hungrig das Etwas oder auch Nichts ohne Ende. Höchstens das Rauschen des Wasserfalls oder nur der Verkehr der plätschert oder eine Frauenstimme die zwitschert. Aber kein Rhythmus sondern Reflexion. Schöpfung auch. Ungeordnet. Einfach da. Immer kürzer wird das Leben und seine Erwartungen. Das Leben als solches. Was auch immer es sein soll oder sein könnte. Hochschrecken nach dem die leisen Pfoten über den Himmel tapsen. Ein paar dunkle Ideen. Ordinäre Bilder, die sich ihren Platz erkämpfen in einem überspannten, überreizten Jetzt. Rasche Erleichterung. Dann die Zigarette nach dem Sex. Alles löst sich erneut in Rauch auf. Unberührte Natur der Geist. Unberührbar. Ein paar nackte Beine. Doch Hängenbleiben an der Lust und den Reizen der Natur und der menschgeformten Asphaltlandschaft und der Menschlandschaft mit ihren Wölbungen und Formen und Klimazonen und allem was dazugehört. Alles wunderbar eigentlich. Ein Tag wie kein anderer.

Dienstag, September 01, 2009

Glanz

Während sich alle anderen betrinken.
Und alles immer verworrener wird.
Und noch dazu, kaum zu kontrollieren ist.
Weil es immer mehr werden,
die auf mich auf uns einströmen.
Alles hinabziehen.
Bringt der Glücksbote aus einem anderen Land das Gold.
Aber viel zu spät.
Oder Gott sei Dank nicht rechtzeitig.
Ist es doch verflucht.
Verhext.
Böse.
Voller Unheil.
Die Gier.
Die Rache.
Eingeschweißt das
Leid hunderttausender.
Die Schreie verewigt.
Die Ausbeutung
Unsterblich gemacht.
In diesen Goldbarren.
Die sich auf ihrer unheimlichen
Weltreise
Aus den tiefsten Dschungel Asiens
Am Weg gemacht haben
Um die Welt in
Ihrem metallenem Glanz
Zu erhellen.

Freitag, Juli 10, 2009

Schwere

Es hat sich einst eine
schwarze Tür geöffnet
dahinter die Antworten
auf alle Fragen.

Bloß das Nichts
kam heraus
Nichts und
immer mehr an Nichts.

Bis hin zur vollkommenen
Nichtheit hat sich die Welt
seitdem gefüllt mit
all den Antworten

Auf Fragen die nie
gestellt wurden. Seither
entwirre ich wie einen
ewigen Knoten

Die Fülle des Seins.
Die Türe hat sich
selbst irgendwann wieder
verschlossen nachdem

die Räume dahinter entleert waren.
Und wieder Platz für Neues
entstehen konnte. Seither
ist es still in den schwarzen Räumen.

Montag, Juni 29, 2009

Libelle

Es landete eine Libelle neben mir auf einem violetten Blütenblatt, das auf einem kleinen Ast, der sich aus dem sonst Grasboden herausreckte, baumelte. Ich bemerkte sie zunächst gar nicht. Sie saß einfach da und drehte ihren Kopf mit den rießigen Facettenaugen in die eine und dann in die andere Richtung. Sie beobachtete wohl ihre Umgebung und als ich mich schließlich von meiner Liegeposition aufsetzte, schreckte sie nicht eilig hoch, sondern blieb ruhig sitzen und lies sich anschauen. Die Libelle war gelb, über ihren langen, spitzen Hinterleib zogen gelbe Streifen, ihre Flügel zeigten seitlich von ihrem Körper weg. Mir kam der Gedanke, dass sie wohl nur warten würde, bis ich ihr einen Wunsch ins Ohr geflüstert habe, wobei ich aber nicht weiß, ob Libellen Ohren haben, wohl aber Augen, mit denen sie in die hintersten Winkel der verschlungenen Seelenpfade blicken können, dachte ich mir.
Was aber sollte ich mir wünschen? Geld, mehr Liebe, ein spannenderes Leben, Freiheit, Inspiration? Ein ganz anderes Leben?
Aber dann würden die Besonderheiten meines jetzigen Lebens auch verschwinden, auch die Vergangenheit würde sich umschreiben müssen. Ist das Jetzt nicht eine in sich richtige Sache, die keiner Intervention von außen bedarf? Soll mein Sehnen allein das Leben etwa besser machen und was würde besser überhaupt heißen?
Ich konnte mich also nicht für einen Wunsch entscheiden. Ich konnte mich gar nicht entscheiden und verharrte über dieser unlösbaren Aufgabe – es muss für die geduldige Libelle ausgesehen haben, wie ein in zu viele Rechenaufgaben verstrickter Computer, der nicht mehr reagiert, nicht surrt oder klappert – aber sie war geduldig, blieb sitzen und schien es nicht sonderlich eilig zu haben.
Ihre beiden Greifarme hingen locker herab und wer weiß, worauf sie in Wahrheit ihre Aufmerksamkeit richtete. Kleine schwarze, starre Punkte waren hinter der milchigen Oberfläche ihrer Augen zu erkennen. Wie sieht wohl das Libellenbewusstsein aus? Das Leben der Libelle und ihre Sehnsüchte und Ängste. Vielleicht aber – so frage ich mich jetzt – habe ich die Situation in meiner grenzenlosen Ichbezogenheit völlig verkannt. Vielleicht war ich es, der zu taub war für die Wünsche und Bitten der Libelle. Vielleicht sind meine Sinne schon so verschüttet, dass ich das leise Lispeln der Libelle völlig überhört habe, vielleicht bin ich so wie all die anderen Milliarden Menschen schon viel zu zugeschüttet mit Lärm und Unrat, dass ich nicht mehr zwischen den Zeilen, zwischen den Momenten der Bewegung die Ruhe, im Schweigen die Botschaft erkennen kann. Vielleicht habe ich es verpasst, weil ich mit mir selbst und meinem lauten Denken viel taub bin. Wer weiß, was diese Libelle mir sagen wollte, mitteilen wollte, auch wenn ihr die Worte dazu fehlen? So sind wir schweigend nebeneinander gesessen und hätten auch einfach nichts sagen und denken können, sondern wir hätten auch einfach nur sitzen können und dabei versuchen, den Moment zu genießen. Ohne Sehnsucht.

Freitag, Mai 29, 2009

Sturm

In diesen Frühlingstagen
weht ein Frühjahrssturm,
das Ende einer Regenzeit,
durch meinen Geist und
um mich herum.

Eine Faust stosst mich voran,
gierig die Augen,
sie saugen wie an einem Nektar
der ewiges, dunkles Leben verspricht.

Gierig die vielen Körper,
die Offenbarungen versprechenden
Blicke, diese Tore, eine dunkle Macht,
die jeden Schritt bestimmt.

Rastlos die Suche
nach Erleichterung,
der Drang in den weichen Schoß
vorzudringen, die Haut
zu riechen, die Haare
wie Treibsand zum versinken

Untergehen wie eine Sonne
im Strom aus Nähe und
Nähe als Weg zur Nacktheit
werden lassen,
Seufzen und Schweigen.

Wie ein Blatt Papier
treibe ich weiter
ohne Ende, ohne Ziel.
Keine Bewegung geschieht unbemerkt.

Selbst weit entfernt,
zwischen den Bäumen,
da wo die letzten Flecken
sonnenbeschienener Wiesen
zwischen den dunklen Baumstämmen
hervorblinzeln.

Da sehe ich dich
als wärst du die Beute
für heute Nacht.
Und nichts kommt dagegen an,
außer die fragile Ordnung, die
wir in dem unter allem
schlummernden Chaos
geschaffen haben und immer
wieder neu entstehen lassen.

Dienstag, April 21, 2009

Vielerlei Geschäftigkeiten
quälen diesen langen Tag
Auch Momente ohne Handlung
wiederholen sich immerzu.

Geistlosigkeit als Fahne
auf dem höchsten Turm
des Rollenspiels um Wichtigkeit.

Zeit verrinnt unspürbar
Mythen von Unsterblichkeit
der Geist martert sich am
Nicht-Notwendigen.

Ein fahler Geschmack,
ein bisschen Warten.
Blick in die Gesichter
einer Menge an unsympathischen
Menschen.

Mittwoch, April 08, 2009

Kreuze

Weggabelungen kreuzen
den eigenen Weg immer wieder
Die Bilder fremder Menschen
wecken Begehrlichkeiten
Wünsche und Sehnsüchte
Träume von Erfüllung
Wahrheit und
am Wichtigsten
der eigenen Wichtigkeit.
Auf den Wellen schäumender Gischt
da wo das Wasser bricht und sich
wütend in sich selbst zur
totalen Auflösung stürzt
tanzen die Menschen wie
zerbrochene Bojen
nebeneinander und berühren sich dabei
Aus dem Lachen wird ein Staunen.
Verwundert stellt man fest,
daß alles wieder ruhig ist,
wenn das laute Plärren
historischer Unwetter vorüber gezogen ist
und die stille Stimme der Vernunft
das Wort erhebt.

Mittwoch, März 04, 2009

Wechsel

Menschsein zwischen
Erwachen und Träumen
mit offenen Augen jeder Moment.

Stille Sehnsüchte
wie Horrorfilme gebannt
im Kino des Geistes.

Sonnenlicht und Schatten
eines Vorhangs
der im Frühlingswind erzittert.

Montag, Februar 16, 2009

Brocken

Draußen bröckelt es Schnee
von den roten Himmeln
falls ihr versteht, was ich meine.

Alles erstickt unter ihnen
blutgefärbt und tödlich.
Unaufhörlich Stockwerk über Stockwerk.

Gelangweilt pinselt der Schöpfer
über den Bauch der Schöpferin
und richtet dabei großen Schaden an.

Kleine Welten und Große
werden davongespült kein Chronist
hat je davon erfahren.

Mittwoch, Jänner 07, 2009

kurzefindet

Wie die Verengung eines Galgenknotens
zieht sich manchmal die Wahrnehmung
des Geistes zusammen,
wird zum reißenden, wütenden Strom
zu einer Welt bestehend aus Mir.

Stellt sich die Frage
nach den Gründen für das Jetzt und
die Gegenwart und die Zukunft.
Zwischen Robotersein und Menschlichkeit
wechselt die tägliche Rolle
in einer Welt,

die gänzliche anders ist,
als ich mir das erwartet habe.
Tief verborgen unter all den hohen Graten
und steilen Abstürzen

befindet sich jener Teil,
der milde gestimmt
und vertrauend auf die Schöpfung
alles bloß wie die Schatten gewaltiger
Gewittertürme vorüberziehen lässt.

Verschwiegen und ruhig,
zu finden nur für die Suchenden
ohne den Zwang, sich bemerkbar zu machen,
weiß er, dass alles bloß ein
veränderlicher Zustand ist.

Eine Form von etwas ewig Gleichem.
Leicht zu überhören.
Aber immer da.