Mittwoch, Dezember 10, 2008

Du

Du ziehst dahin
jeden Tag tief unter mir
unter der Erde
in der schwarzen Röhre

trägt dich die U-Bahn
von einem Ort zum anderen.
vorbei an mir, ohne
mich zu sehen.

Nicht dazu bestimmt
mehr zu erleben und zu teilen
als vergangene Blicke
ein paar Schritte im Alltagstumult

im unterirdischen Hin und Her
morgens und abends
nicht mehr als ein paar Phantasien
bloß um zu zeigen wo man steht

wenn man sich nicht gerade fortbewegt.
Traumlos gehen die tage vorüber
immer bin ich auf der Hut
dir doch zu begegnen.

Vielmehr noch auf der Hut
dich zu übersehen, übersehen zu werden
so warte ich, obwohl ich
dauernd in Bewegung bin.

Wie auf eine U-Bahn, die nicht kommt.
Da, bist das du - mit den schwarzen Haaren
am Weg in eine andere Richtung.
hast du jemals existiert?

wartest du auf einem anderen steig,
was hat sich nur geändert, seitdem wir
uns nicht mehr sehen und alles so
routiniert und nach Fahrplan läuft?

Bin ich am richtigen Weg und
wie kann ich auf meinem Weg sein
wenn ich versuche, auch deinen Weg
erneut zu kreuzen - und so

kann es nicht sein, dass wir uns auf
unseren wegen begegnen, wenn wir nur
damit beschäftigt sind, den weg des
anderen zu beschreiten um eine kreuzung
herbeizuerzwingen.

vielleicht stehts du ja zufällig morgen
mir gegenüber. irgendwo, wo ich
nie damit rechnen würde. vor lauter über-
raschtheit würde mir nichts einfallen,

was ich sagen könnte. aber ich weiß, dass ich
nicht schweigen werden. ich werde stammeln.
oder versuchen, dich einfach nicht
weiter fahren zu lassen. Irgendwohin.